Viele Praxisgründer werden bei der Erstellung ihres Geschäftsplans zum ersten Mal auf das Thema Liquiditätsplanung aufmerksam. Den meisten ist leider nicht bewusst, wie entscheidend die Liquidität für die Existenzgründung mit einer eigenen Physiotherapie-Praxis ist.
Je gründlicher die Planung, desto erfolgreicher die Existenzgründung
Wenn Du Deine Idee einer eigenen Physiotherapie-Praxis in die Tat umsetzen willst, beginnt alles mit der Ausarbeitung eines detaillierten Businessplans. In diesem durchdenkst Du alle wichtigen Punkte Deiner Existenzgründung. Das ist nicht nur für die Bank eine wichtige Grundlage für eine Kreditentscheidung, sondern auch für Dich als Gründer ein wichtiger Schritt, um viele Fehler schon im Vorfeld der Gründung zu vermeiden.
Schlechte Liquiditätsplanung kann die Existenzgründung gefährden
Von vielen Praxisgründern wird der Liquiditätsplan bei der Erstellung des Businessplans oft als lästiges Übel oder als Pflichtaufgabe gesehen. Manche vergessen ihn sogar ganz. Man muss mühselig viele Informationen zusammenfügen und auf drei Jahre darüber spekulieren, wieviel Geld in den jeweiligen Monaten in die Praxis reinkommt und wieviel herausgeht. Du liegst allerdings falsch, wenn Du meinst, dass die Liquidität kein Problem sein wird, wenn das Praxiskonzept funktioniert, genügend Patienten in die Praxis strömen und die Verordnungszahlen hoch sind. Ein häufig gemachter und riskanter Denkfehler! Dein gut angesetztes Praxiskonzept kann schnell scheitern, wenn der Geldfluss nicht abgesichert ist.
Im schlimmsten Fall kann bei einer falsch angesetzten Liquiditätsplanung sogar die Insolvenz drohen. Einfach ausgedrückt: Du hast kein Geld mehr in der Kasse oder auf dem Konto und kannst Deinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Das ist der Grund, weswegen Du Dich als Praxisgründer und Praxisgründerin ausführlich und umfassend mit der Liquiditätsplanung auseinandersetzen solltest.
Klassische Gründe für Liquiditätsproblem bei der Existenzgründung
Es gibt viele Gründe für Liquiditätsschwierigkeiten in neu gegründeten Physiotherapie-Praxen. Man kann jedoch immer wieder einige typische Ursachen zusammenfassen.
Zu hohe Anlaufkosten
Oftmals gehen Gründer zu optimistisch an die Entwicklung der Patientenzahlen und damit an die Höhe der Einnahmen aus Kassenabrechnungen heran. Zum einen wird in der Liquiditätsplanung oftmals übersehen, dass eine erste Abrechnung mit den Kassen erst nach mehreren Wochen Praxisbetrieb möglich ist. Damit hat man insbesondere in den ersten vier bis sechs Wochen nach der Praxiseröffnung nur wenige Einnahmen. Zum anderen wird der Anstieg der Praxisauslastung oft überschätzt. Da aber auch in der Anfangszeit die Löhne, Mieten und Rechnungen Deiner neuen Physiotherapie-Praxis bezahlt werden müssen, solltest Du von einer hohen Differenz zwischen Auszahlungen und Einnahmen in den Anfangsmonaten ausgehen. Diese muss im Bereich der Anlaufkosten in der Finanzierung mit berücksichtigt werden.
Zu optimistisch geplanter Zahlungseingang der Krankenkassenabrechnungen und Privathonorare
Physiotherapie-Praxen gehen bei der Abrechnung ihrer Dienstleistungen immer in Vorleistung. Das bedeutet, dass sie zeitverzögert zum Aufwand ihr Geld für die geleistete Arbeit erhalten. Viele Privatpatienten warten mit ihrer Zahlung nach der Behandlung und Rechnungsstellung, bis ihre Kasse den Betrag an sie überwiesen hat. Das ist zwar nicht rechtens, aber sehr oft Usus und kann mehrere Wochen dauern. Da sind schnell mehrere tausend Euro im Trichter, für die man schon gearbeitet und die Mitarbeiter bezahlt hat, die aber noch nicht auf dem Konto sind.
Zu niedrig geplante Privatentnahmen
Viele Physiotherapeuten, die ihre Existenzgründung planen, sind zu bescheiden, wenn es um die Privatentnahmen geht. Fälschlicherweise gehen sie davon aus, dass sie mit einer Entnahme in Höhe ihres aktuellen Bruttogehalts in den ersten Monaten und Jahren schon hinkommen werden. Hier werden die ersten entscheidenden Fehler im Bereich der Altersvorsorge, der selber zu tragenden Sozialversicherungen, der Versicherungen für die persönlichen Risiken als Selbständiger und der steuerlichen Vorausschau gemacht. Ihre Situation ist als Selbständiger eine völlig andere als die eines Angestellten. Das erfordert einen deutlich höheren finanziellen Aufwand. Dieser muss insbesondere in der Anlaufphase mit finanziert werden.
Liquidität richtig planen
Wenn Du die Liquidität Deines Unternehmens planst, musst Du den Geldfluss so einschätzen, dass jederzeit Deine Zahlungsverpflichtungen aus Löhnen, Mieten, Rechnungen und privatem Bedarf eingelöst werden können. In der Aufbauphase Deiner Physiotherapie-Praxis solltest Du deswegen die Anlaufkosten großzügig planen. Hier werden nach meiner Erfahrung die meisten Fehler in der Existenzgründung gemacht. Natürlich wünsche ich Dir einen schnellen finanziellen Erfolg und ein rasantes Wachstum Deiner Patientenzahlen zum Praxisstart. Viele meiner Existenzgründungklienten schaffen das auch. Allerdings solltest Du in der Planung Deines Finanzbedarfs für eine gesicherte Liquidität eher von einem schlechten Start ausgehen und eine entsprechend hohe Finanzierung anstreben.
Vermeiden Sie unnötige Liquiditätsengpässe
Die meisten Existenzgründungen scheitern nicht wegen eines schlechten Geschäftskonzepts, sondern wegen einer zu geringen Finanzierung und der daraus resultierenden Liquiditätsengpässe. Vermeide diesen Kardinalfehler vieler Existenzgründer und plane ausreichend Liquidität in Deinen Businessplan ein. Das sieht übrigens auch die finanzierende Bank gerne. Bei einer ansonsten notwendigen Nachfinanzierung kann es richtig teuer werden, wenn die Bank überhaupt dazu bereit ist.